Der Kurator und Schriftsteller Raimundas Malašauskas wird sich in Bewegung und Sprache mit sekretas beschäftigen, einem besonderen litauischen Begriff, der sowohl Geheimnis als auch Sekretär bedeutet, ein veraltetes Möbelstück, das zum Lesen, Schreiben und Aufbewahren von Papier dient. sekretas ist auch der Titel der Ausstellung von Marija Olšauskaitė und der Name eines beliebten Spiels, das von Jugendlichen in Litauen gespielt wurde. Bei diesem Spiel betraten die Kinder einen Hof oder einen Garten und legten kleine Gegenstände unter eine Glasscheibe: Blumenblätter, Bilder, einen Zettel, goldene Flaschenverschlüsse, Muscheln und andere Elemente wurden zu einem materiellen Ausdruck der Freundschaft zusammengestellt. Insgesamt wird Malašauskas in die Komplexität des Wortes eintauchen, in die vielfältigen Bedeutungen, die es in sich birgt, und in die vielen Geschichten, die es hervorruft.
Raimundas Malašauskas (geb. 1973, Litauen) hat ein Opernlibretto mitgeschrieben (Cellar Door von Loris Greaud, Palais de Tokyo, 2008), eine Fernsehsendung koproduziert (CAC TV, Vilnius, 2004 – 2006), war als Agent für die dOCUMENTA (13) tätig, veröffentlichte Paper Exhibition, das Buch seiner ausgewählten Schriften (Sternberg Press, 2012), ko-kuratierte die 9. Baltische Triennale für Internationale Kunst (Vilnius, 2005), die 9. Mercosul Biennale, Porto Alegre, (2013), die 9. Liverpool Biennale (2017) und stellte seine Kinderbilder in einer choreografischen Komposition von Alix Eynaudi aus (2019). Seine jüngsten Projekte sind trust & confusion, eine achtmonatige Live-Kunstausstellung im Tai Kwun Contemporary, Hongkong (2021), 914, der russische Pavillon auf der 59. Biennale von Venedig (geschlossen) und Mars Returns, ein 14-stündiges Event in der Mykolas Žilinskas Gallery, Kaunas (2022).
Dialoge ist ein diskursives Veranstaltungsprogramm des neu gegründeten Zentrums für GegenwartsKunst der Universität Graz, welches von 16.-21. Mai im Grazer Kunstverein stattfindet. Unter dem Titel Kunst – Politische Verantwortung – Soziale Gerechtigkeit setzt das Programm aktuelle sozio-politische Schwerpunkte. Im Mittelpunkt stehen die Konfliktzonen Europas, Vielfältigkeit im Zusammenhang mit der Hinterfragung und Neudefinierung von Identitätskonzepten, sowie Fragen rund um Kolonialismus und Imperialismus.
Theoretische sowie künstlerische Reaktionen gegen Stereotypisierung und Zuschreibungen in Verbindung mit dem Geschlecht bilden den Kern des dritten Dialogs mit Beiträgen von David Getsy (Vortrag), Alexandra Hammond (Performance), Furusho von Puttkammer (Performance), Masha Godovannaya (Vortrag) und Bárbara Wagner und Benjamin de Burca (Screening).
Das aktuelle Programm finden Sie auf der Website des Zentrums für GegenwartsKunst der Universität Graz.
Dialoge ist ein diskursives Veranstaltungsprogramm des neu gegründeten Zentrums für GegenwartsKunst der Universität Graz, welches von 16.-21. Mai im Grazer Kunstverein stattfindet. Unter dem Titel Kunst – Politische Verantwortung – Soziale Gerechtigkeit setzt das Programm aktuelle sozio-politische Schwerpunkte. Im Mittelpunkt stehen die Konfliktzonen Europas, Vielfältigkeit im Zusammenhang mit der Hinterfragung und Neudefinierung von Identitätskonzepten, sowie Fragen rund um Kolonialismus und Imperialismus.
Im zweiten Dialog mit dem Titel Trust & Intransigence wird eine besondere Akzentuierung auf europäische Konfliktzonen gesetzt. Er soll eine Plattform für einen produktiven Austausch zwischen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen bieten. Mit Positionen von Saddam Jumaily (Artist Talk), Marita Muukkonen, Ivor Stodolsky (Dialog), Jasmina Cibic (Artist Talk), Alexandra Hammond (Performance), Ekaterina Degot (Statement), Vedran Dzihic (Vortrag) und Anri Sala (Screening).
Das aktuelle Programm finden Sie auf der Website des Zentrums für GegenwartsKunst der Universität Graz.
She gave it to me I got it from her ist sowohl Buch als auch Choreografie, aufgeführt für jeweils fünf Zuschauer*innen. Clara Amaral führt ihr Publikum mit ihrer Stimme und einer komplexen Komposition von Gesten durch die verschiedenen Kapitel des Buches. Die von der Künstlerin selbst entwickelte und geschriebene Publikation konzentriert sich auf die matrilineare Weitergabe von Lese- und Schreibkenntnissen—von der Mutter an die Tochter, von Generation zu Generation. Die Erzählung, die sich entfaltet, zeichnet Amarals Familiengeschichte nach und offenbart einen historischen Übergang vom Analphabetismus hin zur Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Indem sie diesen Wandel auf poetische Weise darstellt, gibt Amaral einen Einblick in die Machtverhältnisse, die durch das Vorhandensein oder Fehlen der Fähigkeit zu lesen und zu schreiben entstehen, und wie dies bei der Bildung von Identität, sei sie persönlich oder kollektiv, eine Rolle spielt. Durch die performative Lesung wird das Buch als Skript, Performance und Archiv neu artikuliert.
Sprache: Englisch
Dauer: 60 Minuten
Kosten: 5 Euro (kostenlos für Mitglieder)
Aufgrund der stark begrenzten Platzzahl bitten wir Sie um Vorreservierung unter office@grazerkunstverein.org
Clara Amaral (geb. 1984, Portugal; lebt in Amsterdam) ist eine Künstlerin, die mit Text und Performance arbeitet. Ihre interdisziplinäre künstlerische Praxis hinterfragt, was es bedeutet, Leserin und Schriftstellerin zu sein, und zielt darauf ab, bestehende Formen des Lesens, Schreibens und Veröffentlichens zu erweitern. Im Mittelpunkt ihrer Praxis steht die Untersuchung von Publikationsmodalitäten und des performativen Aspekts von Schrift und Sprache durch einen intersektionalen feministischen Ansatz. Ihre Arbeiten wurden in den Niederlanden, Portugal, Belgien, Spanien, Schweden und der Schweiz gezeigt. Amaral ist die Initiatorin der Online-Publikationsplattform misted.cc.
Autorin, Choreografin und Performerin Clara Amaral; Grafik Ronja Andersen und Karoline Swiezynski;Textredaktion Isabelle Sully; Konzeptualisierung und Herstellung der Objekte Olga Micińska im Dialog mit Clara Amaral, Herausgeber Kunstverein Publishing
She gave it to me I got it from her wurde unterstützt von Mondriaan Fonds, Amsterdam; Veem House for Performance, Amsterdam; Mitglieder des Kunstvereins, Amsterdam; Alkantara, Lissabon; Teatro do Bairro Alto, Lissabon
Die Präsentation von She gave it to me I got it from her im Grazer Kunstverein wird ermöglicht durch die Unterstützung des Mondriaan Fonds, Amsterdam.
In Submission Submission (unplugged) schlüpft Bryana Fritz in die Rolle einer ‚Amateur-Hagiografin‘. Die Amateurin ist sowohl Anfängerin als auch Liebhaberin; die Hagiografin befasst sich mit der Aufzeichnung von Heiligenleben, der Hagiografie. In einer Reihe von performativen Porträts verkörpert Fritz die körperlichen, rhetorischen und performativen Strategien, mit denen mittelalterliche weibliche Heilige ihr eingeschränktes Leben, Sterben und ihre Leidenschaften unterwanderten. Indem sie ihren physischen und digitalen Körper heiligen Echos aus der Vergangenheit unterwirft, seziert sie die Werkzeuge, die Körper hervorbringen, und macht sie sich zunutze. Submission Submission ist ein wachsender Kodex von performativen Porträts mittelalterlicher Heiliger. Für jede Iteration der Performance werden andere Heilige ausgewählt um sich den Raum mit ihnen zu teilen. Im Grazer Kunstverein wird Fritz ihre Porträts von Christina von Bolsena, Hildegard von Bingen, Katharina von Siena und Johanna von Orléans aufführen.
Sprache: Englisch
Dauer: 30 Minuten
Bryana Fritz (geb. 1989, USA; lebt in Brüssel und Paris) ist Choreografin, Tänzerin und Autorin. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Poesie und Performance, oft im Duett mit der Benutzeroberfläche von OS X. Ihre Arbeit wird von einem anhaltenden Interesse an mittelalterlicher Literatur, Fanfiction, Medienwissenschaft und der Geschichte des Analphabetismus getragen. Sie arbeitet auch mit Henry Andersen unter dem Namen Slow Reading Club zusammen. Als Performerin arbeitete Fritz mit Anne Teresa de Keersmaeker, Xavier le Roy, Boris Charmatz, Michiel Vandevelde und Femke Gyselinck zusammen.
Die Präsentation von Submission Submission (unplugged) im Grazer Kunstverein wird durch die Unterstützung von Flanders State of the Art ermöglicht.